Wasserstoff – Eigenschaften, Geschichte & Bedeutung für die Energiewende

Wasserstoff gilt als einer der vielversprechendsten Energieträger der Zukunft. Als leichtestes und häufigstes Element im Universum bietet er enormes Potenzial für die Industrie, Mobilität und Energiespeicherung. Doch was genau ist Wasserstoff, wie wird er produziert und welche Rolle spielt er in der Energiewende? Erfahre alles über seine Eigenschaften, Herstellung, Anwendungen und Zukunftsperspektiven.

Was ist Wasserstoff?

Wasserstoff (H₂) ist das häufigste Element im Universum und spielt eine zentrale Rolle in chemischen Prozessen. Auf der Erde kommt Wasserstoff hauptsächlich in gebundener Form, z. B. in Wasser (H₂O) oder Kohlenwasserstoffen, vor. Er ist ein farb- und geruchloses Gas, das als Energieträger genutzt werden kann.

Eigenschaften von Wasserstoff

  • Leichtestes Element – Geringste Dichte aller Gase (0,08988 g/L bei Standardbedingungen)
  • Hoher Energiegehalt – 3-mal so viel Energie pro Kilogramm wie Benzin
  • Saubere Verbrennung – Beim Verbrennen entsteht nur Wasser
  • Hohe Reaktivität – Benötigt spezielle Lager- und Transportmethoden
  • Vielseitig einsetzbar – In Industrie, Mobilität und Energiespeicherung

Die Geschichte von Wasserstoff

  • 1766: Henry Cavendish entdeckt Wasserstoff als chemisches Element.
  • 1783: Antoine Lavoisier benennt das Element „Hydrogen“ (griechisch für „Wasserbildner“).
  • 19. Jahrhundert: Nutzung von Wasserstoff für Beleuchtung und chemische Prozesse.
  • 1937: Hindenburg-Katastrophe – Wasserstoff als Traggas für Luftschiffe gerät in Verruf
  • 1960er Jahre: Wasserstoff als Raketentreibstoff in der Raumfahrt genutzt.
  • 2000er Jahre: Wiederentdeckung von Wasserstoff als nachhaltiger Energieträger.

Produktionsverfahren für Wasserstoff

Wasserstoff kann auf unterschiedliche Weise hergestellt werden, je nach verfügbaren Ressourcen, technologischer Entwicklung und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die verschiedenen Produktionsverfahren haben sich über die Jahre entwickelt, um entweder die kostengünstigste oder die umweltfreundlichste Methode bereitzustellen. Während fossile Methoden wie die Dampfreformierung heute noch dominieren, werden umweltfreundliche Alternativen wie die Elektrolyse und die Biomassevergasung weiterentwickelt, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren. Die Wahl der richtigen Produktionsmethode hängt stark von Faktoren wie Energiequellen, Infrastruktur und politischer Förderung ab.

Methoden zur Produktion von Wasserstoff

H2 aus Dampfreformierung
(Fossile Brennstoffe – Grau & Blau)

Das häufigste Verfahren nutzt Erdgas als Ausgangsstoff. Dabei entstehen CO₂-Emissionen, die bei blauer Wasserstoffproduktion durch CO₂-Abscheidung reduziert werden können.

Der bis heute am weitesten verbreitete Wasserstoff ist grauer Wasserstoff, da er das günstigste Produktionsverfahren hat. Er macht aktuell über 95 % der globalen Wasserstoffproduktion aus. Aber auch für andere Verfahren, wie der Elektrolyse, werden heute noch häufig fossile Energieträger genutzt. Die Umstellung auf grünen Wasserstoff ist essenziell, um den CO₂-Fußabdruck der Industrie zu reduzieren und eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft aufzubauen.

Anteil der verschiedenen Energiequellen zur Produktion von Wasserstoff:
Gas = 48%
Öl = 30%
Kohle = 18%
Elektrolyse = 3,9%
Andere = 0,1%
Anteil der verschiedenen Energiequellen zur Produktion von Wasserstoff | Quelle Environmental Science and Pollution Research

Neben den etablierten Methoden gibt es mehrere neue Verfahren, die sich noch in der Entwicklung oder frühen Testphasen befinden:

Photokatalytische Wasserstoffproduktion
Dieses Verfahren nutzt Sonnenlicht und spezielle Halbleitermaterialien, um Wasser direkt in Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten. Forschungen zeigen, dass es theoretisch eine effiziente, kostengünstige und emissionsfreie Wasserstoffproduktion ermöglichen könnte. Aktuell liegt der Wirkungsgrad jedoch unter 5 %, was für eine kommerzielle Nutzung zu gering ist. Entwicklungsstatus: Frühe Laborforschung. Marktreife: In den nächsten 15-20 Jahren möglich.


Biologische Wasserstoffproduktion (Mikrobielle Elektrolyse & Algenwasserstoff)
Hierbei werden Mikroorganismen oder Algen genutzt, um Wasserstoff durch biologische Prozesse zu erzeugen. Mikrobielle Elektrolysezellen (MECs) und photobiologische Methoden mit Cyanobakterien zeigen Potenzial, haben aber noch eine geringe Wasserstoffausbeute. Entwicklungsstatus: Erste Pilotanlagen. Marktreife: Ungewiss, vermutlich nicht vor 2040.


Plasmabasierte Wasserstoffproduktion
Plasma-Technologien können Wasserstoff durch ionisierte Gase aus Wasser oder Methan extrahieren. Dieses Verfahren könnte effizient sein und benötigt keine Katalysatoren. Der hohe Energieaufwand macht die Technologie aber aktuell unwirtschaftlich. Entwicklungsstatus: Theoretische Machbarkeit bestätigt, keine großtechnischen Anwendungen. Marktreife: Ungewiss, eventuell in 20-30 Jahren.


Hochdruck-Hydrolyse & Superkritische Wasserstoffproduktion
Hierbei wird Wasser unter extremem Druck und hohen Temperaturen gespalten. Diese Methode könnte effizienter sein als herkömmliche Elektrolyse, ist aber technisch sehr anspruchsvoll. Entwicklungsstatus: Grundlagenforschung. Marktreife: Unwahrscheinlich in den nächsten 30 Jahren.


Thermochemische Wasserspaltung
Dieses Verfahren nutzt Hochtemperaturreaktionen (z. B. den Sulfur-Iodine-Zyklus), um Wasserstoff aus Wasser zu gewinnen. Es eignet sich für die Kopplung mit Kernkraftwerken oder solarthermischen Anlagen. Entwicklungsstatus: Erste experimentelle Anlagen. Marktreife: Möglich innerhalb der nächsten 10-15 Jahre.

Obwohl diese Verfahren spannende Ansätze bieten, sind sie aktuell noch weit von einer großflächigen kommerziellen Nutzung entfernt. Es ist wahrscheinlicher, dass sich in den nächsten Jahren vor allem Elektrolyse-Verfahren (grüner Wasserstoff) und CO₂-Abscheidungsmethoden (blauer Wasserstoff) weiterentwickeln und Marktanteile gewinnen werden.

Farben von Wasserstoff

Die Klassifizierung von Wasserstoff nach Farben dient dazu, die verschiedenen Herstellungsverfahren und ihre Umweltwirkungen transparent zu machen. Da Wasserstoff selbst farblos ist, helfen die Farbbezeichnungen dabei, die Herkunft und den CO₂-Fußabdruck des produzierten Wasserstoffs schnell zu identifizieren. Dies ist besonders wichtig, um nachhaltige Optionen wie grünen Wasserstoff von fossilen Produktionsmethoden wie grauem Wasserstoff abzugrenzen.

  • Grauer Wasserstoff – Fossil-basiert mit hohen CO₂-Emissionen
  • Blauer Wasserstoff – Fossil, aber mit CO₂-Abscheidung
  • Grüner Wasserstoff – Aus erneuerbaren Energien oder Biomasse, klimaneutral
  • Türkiser Wasserstoff – Methan-Pyrolyse, keine CO₂-Emissionen, fester Kohlenstoff
  • Pinker Wasserstoff – Nuklearer Wasserstoff aus Kernkraft
  • Weißer Wasserstoff – Natürlich vorkommender Wasserstoff, noch wenig erforscht
Farben von Wasserstoff

Einsatzgebiete von Wasserstoff

Wasserstoff wird seit Jahrzehnten in verschiedenen Industriebereichen genutzt, lange bevor er als Schlüssel zur Energiewende betrachtet wurde. Grüner Wasserstoff, der aus erneuerbaren Quellen gewonnen wird, findet jedoch erst in jüngster Zeit verstärkt Anwendung. Klassische Haupteinsatzgebiete von Wasserstoff sind die chemische Industrie, insbesondere die Herstellung von Ammoniak für Düngemittel, sowie die Raffinerien, wo Wasserstoff zur Entschwefelung von Erdölprodukten eingesetzt wird. Auch in der Metallverarbeitung, insbesondere bei der Stahlproduktion, spielt Wasserstoff eine Rolle, da er fossile Brennstoffe als Reduktionsmittel ersetzen kann.

Mit dem Fokus auf Dekarbonisierung und Klimaschutz gewinnt Wasserstoff zudem in der Energiewirtschaft an Bedeutung. Er kann als Speichermedium für überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien genutzt werden. Zudem kommt er in der Mobilität vermehrt zum Einsatz – etwa in Brennstoffzellenfahrzeugen für Schwerlasttransporte, Züge oder Schiffe.

Globale Wasserstoffnutzung und Vergleich mit Öl & Gas:

Der weltweite Wasserstoffverbrauch liegt aktuell bei rund 90 Millionen Tonnen pro Jahr. Zum Vergleich: Der jährliche Ölverbrauch beträgt ca. 4,3 Milliarden Tonnen und der Erdgasverbrauch etwa 4 Billionen Kubikmeter. Betrachtet man den Energiegehalt, liefert eine Tonne Wasserstoff etwa 33 Megawattstunden (MWh), während eine Tonne Rohöl etwa 12 MWh enthält. Das bedeutet, dass Wasserstoff ein deutlich höheres Energiepotenzial pro Gewichtseinheit hat, allerdings ist seine Speicherung und Verteilung aufwendiger. Zum Beispiel liefert eine Tonne Wasserstoff etwa die gleiche Energiemenge wie 2,75 Tonnen Erdöl, was ihn theoretisch zu einem hocheffizienten Energieträger macht – wenn die Infrastruktur entsprechend ausgebaut wird.

Warum ist Wasserstoff für die Energiewende wichtig?

  • Ermöglicht Langzeitspeicherung von erneuerbaren Energien
  • Kann fossile Energieträger in der Industrie ersetzen
  • Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs und der Luftfahrt
  • Erhöhung der Versorgungssicherheit durch Energiespeicherung

Warum hat sich sauberer Wasserstoff bisher nicht durchgesetzt?

  • Hohe Kosten – Elektrolyse ist teurer als fossile Wasserstoffproduktion.
  • Fehlende Infrastruktur – Es gibt noch zu wenige Wasserstofftankstellen und Pipelines.
  • Effizienzverluste – Strom zu Wasserstoff zu Strom führt zu Energieverlusten.
  • Konkurrenz durch Batterien – Im PKW-Bereich sind Elektroautos effizienter als Wasserstofffahrzeuge.
  • Langsame Skalierung – Trotz staatlicher Förderungen braucht es Zeit, bis grüner Wasserstoff konkurrenzfähig wird.

Die Zukunft des Wasserstoffs

Wasserstoff bietet enormes Potenzial, um die Energiewende voranzutreiben und fossile Energieträger abzulösen. Doch um eine echte grüne Wasserstoffwirtschaft zu etablieren, müssen Kosten gesenkt, Produktionskapazitäten erhöht und die Infrastruktur ausgebaut werden.
Der Wandel zu einer nachhaltigen Wasserstoffnutzung erfordert erhebliche Investitionen in Forschung, Entwicklung und Skalierung. Regierungen weltweit haben begonnen, Strategien und Förderprogramme zu entwickeln, um die Produktion von grünem Wasserstoff wirtschaftlich konkurrenzfähig zu machen. Dies beinhaltet sowohl Subventionen als auch Anreize für Unternehmen, in die Wasserstoffinfrastruktur zu investieren.
Langfristig wird Wasserstoff als vielseitiger Energieträger in vielen Bereichen an Bedeutung gewinnen – von der Schwerindustrie über den Verkehrssektor bis hin zur Energiespeicherung. Die größten Herausforderungen bleiben jedoch die wirtschaftliche Skalierung, die Senkung der Produktionskosten und der Aufbau einer globalen Wasserstofflogistik.
Ein globaler Durchbruch für Wasserstoff wird davon abhängen, wie schnell erneuerbare Energien weiter ausgebaut werden und wie effektiv Technologien zur Wasserstofferzeugung verbessert werden können. Wenn diese Hürden überwunden werden, könnte Wasserstoff eine Schlüsselrolle in einer klimaneutralen Zukunft spielen.

A futuristic and optimistic illustration depicting the future of hydrogen energy. The image showcases a sustainable city powered by hydrogen,